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Literarische Lieblinge vom Förderverein Leselust

ALTE SORTEN

Autor: Ewald Arenz

Roman, erschienen im DuMont Verlag 2019, 255 Seiten

 

 

Darum geht es:

Der Roman erzählt von zwei sehr unterschiedlichen Frauen, deren Wege sich zufällig kreuzen. Zwei einsame Außenseiterinnen, die sich sehr langsam näher kommen, sich aufeinander einlassen und eine ungewöhnliche Freundschaft aufbauen.

Die 17-jährige Sally ist auf der Flucht aus einer psychiatrischen Klinik und will nicht gefunden werden. Sie ist misstrauisch, voller Wut auf Therapeuten und ihre Eltern, von denen sie sich unverstanden fühlt. Sie hasst alles, Regeln, Vorschriften, die ständige Fragerei und will nur in Ruhe gelassen werden. Ziellos zieht sie durch die herbstlichen Weinberge und trifft dort auf Liss.

Liss, eine starke Frau von etwa Mitte vierzig, lebt einsam und zurückgezogen auf ihrem Bauernhof und bewirtschaftet ihn allein. Die wortkarge, verschlossene Bäuerin erkennt wie elend Sally sich fühlt. Sie stellt keine Fragen und lässt Sally bei sich auf dem Hof wohnen.

Nach anfänglicher Rebellion gewöhnt Sally sich an das Hofleben. Sie hilft Liss bei der Arbeit auf den Feldern, der Weinlese, im Obstgarten und beim Imkern. Die landwirtschaftlichen Arbeiten und Liss` Erklärungen lassen Sally immer mehr bei sich selbst ankommen. Die beiden kommen sich langsam näher, entdecken Gemeinsamkeiten und  spüren eine tiefe Verbundenheit. Aus anfänglichem Schweigen entwickeln sich Gespräche und gegenseitiges Verständnis.                                  

Auch Liss hat ihr Päckchen zu tragen. Sie meidet die Menschen, wird von der Dorfgemeinschaft geschnitten und bewahrt ein bedrückendes Geheimnis.

 

Darum hat mir das Buch gefallen:

 

Interessiert und gespannt verfolgt man die Begegnung und die Lebenswege

von Sally und Liss und ist berührt von ihren Schicksalen. Man möchte sie kennenlernen, ins Herz schließen und weiterhin begleiten.

Die beiden so unterschiedlichen Frauen, haben mehr Gemeinsamkeiten, als man auf den ersten Blick vermutet. Beiden sind viele seelische Verletzungen zugefügt worden, von denen sie sich nach und nach erzählen. Die entstandene Verbundenheit wirkt auf Sally und Liss befreiend. Sie erhalten einen neuen Blick auf ihr Leben und schöpfen Mut für einen Neuanfang.

Die Spannung ergibt sich aus der schrittweisen Annäherung der beiden Frauen, den auftretenden Missverständnissen und aus der Frage, warum die Dorfbewohner Liss meiden.

Die Erzählweise ist unaufgeregt, leise und sehr einfühlsam. Ewald Arenz gibt beiden Frauen die passende Sprache. Schöne Beschreibungen der Natur, der alten Birnensorten und des Landlebens ergänzen die Geschichte realistisch und eindrucksvoll.

Ein berührendes Buch. Viel Freude beim Lesen.

Inge Ansteeg

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