X
  GO
Literarische Lieblinge vom Förderverein Leselust

Karin Kalisa, Bergsalz                (Droemer Verlag 2020, jetzt auch als Taschenbuch)


 

Zu schön, um wahr zu sein!?

 

https://bibliothek-weyhe.bibliotheca-open.de/portals/0/IMG_2857_Kopie.jpgWarum ich die Lektüre dieses Romans empfehle

 

Kalisas zeitgenössischer Roman ist für mich nicht unbedingt „literarisch“ wertvoll; und doch  leistet die Autorin mit „Bergsalz“ einen wertvollen und wohltuend positiven Beitrag dazu, Menschen – mit gesellschaftlichen Problemen und Gegensätzen des 21. Jahrhunderts – zusammenzuführen und – ja! - zu einen.

 

Die Lektüre vermittelt Zuversicht: So könnte es vielleicht gehen! So könnte es vielleicht sein!

 

Worum es eigentlich geht

 

Der Roman spielt in einem 500-Seelen-Dorf im Allgäu, doch ähnlich sieht das Leben bei uns „auf dem platten Lande“ auch aus: Auch hier gibt es Landflucht, Überalterung, Gasthaussterben, kein kleiner Supermarkt im Ort usw.

 

Eindringlich geschildert ist die Situation vereinsamter, alleinstehender alter Frauen in ihren zu groß gewordenen Häusern: Gewohnte Tagesstrukturen (Kochen, Essen, Mittagsschlaf, ein wenig Dorftratsch) und im Übrigen Langeweile und Leere prägen ihren Alltag.
Dass Johanna es wagt, bei Franzi in der „heiligen Mittagszeit“ zu klingeln, und fragt: „Hast a bitzle Mehl?“, das ist der wundersame Auslöser für das Zusammenfinden der Frauen aus der „Grußnachbarschaft“, für gemeinschaftliches Kochen und Essen und letztlich für eine hoffnungsvolle Dorfentwicklung insgesamt.

 

Drei sehr unterschiedliche Frauen bewirken die Verwandlung des Dorfes: die 75jährige Franzi, Emsa, eine der in der verlassenen Dorfgaststätte untergebrachten Syrer und Syrerinnen mittleren Alters, und die aus Kriegswirren nach Hause zurückgekehrte „verlorene Tochter“ Sabina. Die Autorin greift damit die Flüchtlingsthematik auf und konfrontiert uns mit Alltagsrassismus gegenüber „Nicht-von-hier-Leuten“. Gegen Widerstände im Dorf wird zuerst dieses Gasthaus als „offene Küche“ für jedermann wieder eröffnet. Überraschend wie schnell jetzt das Dorf und mit ihm die Dorfbewohner/-innen „wiederbelebt“ werden.

 

Ist es nicht eine schöne Vorstellung, wenn Menschen, egal welchen Alters, welcher Religion oder Kultur für einander da sind, echte dörfliche Gemeinschaft wachsen kann?

 

Ingrid Hartleif

Zurück